Stress

Stress - Grundlagen, Auslöser und Bewältigungsmöglichkeiten

6.1 Typischer Aufbau eines Programms zur Stressbewältigung

Im Folgenden habe ich mich nun entschlossen, als Beispiel für ein typisches Stressbewältigungsprogramm, das Stressimpfungstraining (SIT) von Meichenbaum vorzustellen.
Das Besondere an diesem Programm ist, dass es nur eine Grundstruktur darstellt und in der konkreten Anwendung auf die spezifischen Bedürfnisse der Klienten angepasst werden muss. Es sind viele verschiedenen Methoden zur Stressbewältigung im Training beinhaltet, die auch von anderen Stressbewältigungstrainings aufgegriffen werden.
Das SIT ist ein halbstrukturiertes, flexibles Trainingsprogramm.
Es lässt sich auf verschiedene Zielgruppen anwenden, d.h. der Schwerpunkt des Programms lässt sich individuell festlegen. Dies wird möglich, da im SIT nicht nur einzelne Stressbewältigungsmöglichkeiten, sondern eine große Bandbreite von Methoden vermittelt werden soll.
Der Trainer muss somit nicht nur über eine Technik zu einem bestimmten Bereich in seinem Repertoir verfügen, sondern über viele verschiedene, die er dann entsprechend der individuellen Bedürfnisse der Klienten zusammenstellen muss. Es wird von ihm also Flexibilität und Weitläufigkeit seiner Kenntnisse verlangt.
Es ist sinnvoll, die Gruppen so zusammenzusetzen, dass die Teilnehmer alle ähnliche Probleme haben, welche im Training angegangen werden sollen, damit die Kluft zwischen den verallgemeinernden und den individuellen Maßnahmen, nicht zu groß wird.
Bei dem SIT sollen nicht nur gegenwärtige Situationen bewältigt werden, sondern es soll auch der Umgang mit zukünftigen Stressoren verbessert werden.
Ein Ziel ist es, die Widerstandsfähigkeit gegen Stress zu vergrößern.[10]
Um den Spagat zwischen der Individualisierung und der Verallgemeinerung zu bewältigen, wird dann eine Kombination aus „Standardmaßnahmen“ der Stressbewältigung für alle Teilnehmer und einem Katalog von weiteren Methoden präsentiert. Diese spezifischeren Methoden werden zwar für alle vorgestellt, jedoch kann sich jeder Teilnehmer bestimmte Methoden, seiner individuellen Problemlage entsprechend auswählen, einüben und anwenden.[11]
Man könnte sich fragen, warum dann nicht gleich die Gruppen so speziell aufeinander abgestimmt werden, dass nur Personen daran teilnehmen, deren Situationen sich sehr stark ähneln, so dass ein allgemeiner Teil gar nicht nötig wäre. Jedoch wird dies ganz bewusst mit eingeplant. Die Kombination mit Standartmaßnahmen hat nämlich den Vorteil, dass das SIT so flexibel ist und nicht nur auf ganz gezielte Situationen angewendet werden kann. Der gelernte Umgang mit Problemen lässt sich so auch auf Situationen übertragen, die im SIT gar nicht Gegenstand der Behandlung waren.
„Fast alle Klienten, die nach der Methode des Stressimpfungstrainings behandelt wurden, berichteten spontan, sie hätten ihre neu erworbenen Fähigkeiten der Auseinandersetzung in einer anderen Stresssituation erfolgreich eingesetzt[...]“[12]
Die konkreten Ziele des SIT und damit auch ein erster Überblick über den Ablauf und die Inhalte, lassen sich wie folgt zusammenfassen:

* Der Klient soll über die Transaktionalität von Stressvorgängen informiert werden
* Der Klient soll trainiert werden, dysfunktionale Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen wahrzunehmen und Stressoren umzubewerten. (Dies wäre ein Punkt der bei Misserfolgsängstlichen Personen von besonderer Bedeutung wäre.)
* Es sollen Problemlösestrategien trainiert werden
* Bewältigungsstrategien sollen eingeübt werden
* Das Vertrauen in die eigenen Bewältigungskompetenzen soll gestärkt werden.[13] (Das Ziel ist also eine positivere Bewertung der eigenen Ressourcen.)

Das Stressimpfungstraining besteht aus drei Phasen:

Phase I à Informationsphase

Phase II à Lern- und Übungsphase

Phase III à Anwendungs- und Posttrainingsphase[14]

Diese Aufgliederung ist aber nicht nur für das SIT charakteristisch. Die meisten Stressbewältigungstrainings bauen sich nach einer Einteilung in Instruktionsphase, Einübungsphase und Anwendungsphase auf.

[10] Vgl. Meichenbaum, 1991.

[11] Vgl. Meichenbaum, 1979.

[12] Meichenbaum, 1979, S. 156.

[13] Vgl. Meichenbaum, 1991.

[14] Vgl. Ebd.
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