Maria Montessori

Montessori Pädagogik


von Pia Kähler

8. Die Sprache

Das Zentrum des Gehirns, welches für das Hören zuständig ist, reagiert besonders empfindlich auf die Sprache. So reagiert schon ein Neugeborenes auf den menschlichen Ton weitaus sensibler, als auf die Geräusche aus der Umwelt.
Bevor ein Kind spricht wird es innerlich darauf vorbereitet. Es versteht lange bevor es selber spricht. Dazu bedarf es dem Umgang mit sprechenden Menschen. In den Einrichtungen Montessoris wird dennoch sehr bewusst mit Sprache umgegangen. Man ist darauf bedacht, ein Interesse des Kindes nicht durch zu viele Worte zu zerstören.
Die sensible Periode für die Sprache liegt eigentlich durchgängig bis zu 6 Jahren vor. Dabei wandelt sich jedoch die Art des Interesses im Alter von etwa 3 Jahren. So interessiert sich ein Kind in der 2. Phase der sensiblen Periode eher für den Erwerb von Lese- und Schreibkompetenz, wogegen es zuvor mehr am Sprechen an sich interessiert ist.
Es darf in den Einrichtungen frei gesprochen werden. Die Kinder werden nicht dazu aufgefordert, wie in der Regelschule. Die Lehrer/ Erzieher setzen ihre Worte bewusst ein, damit nicht die innere Ordnung durch ein zu viel der Worte zerstört wird.
Sobald die Kinder Interesse am Lesen und Schreiben bekommen haben, besteht die Gefahr, dass sie es wieder verlieren, weil ihre Hand noch zu ungeschickt ist um richtig zu schreiben. Um diesen Rückschlag zu verhindern, wurde spezielles Material entwickelt, welches die Kinder langsam an den Umgang mit Stift und Buchstaben heranführt.

Ø Zum einen gibt es zweidimensionale geometrische Metallfiguren, die aus einer kleinen quadratischen Platte ausgeschnitten wurden. Das Kind nimmt sich die Figuren, legt sie auf ein Papier und umfährt sie mit einem Stift. Dasselbe tut es mit der kleinen Platte. Nun können die Figuren ausgemalt werden. Die genaue Haltung des Stifts wird zuvor detailliert gezeigt. Das Kind kann so seine Geschicklichkeit und Genauigkeit üben.

Ø Des weiteren wird zu Beginn des erwachten Interesses mit Sandpapierbuchstaben geübt. Es werden Buchstaben aus feinem Sandpapier ausgeschnitten und auf Pappen geklebt. Das Kind fährt den Buchstaben mit den Fingern nach und sagt ihn sich dabei laut vor. Das Kind nimmt den Buchstaben mit den Augen, dem Tastsinn und den Ohren wahr. Diese Übung eignet sich besonders für Kinder, die noch sensibel für das Tasten sind. Schon hier versuchen die Kinder schon einige Wörter zu legen.

Ø Das bewegliche Alphabet besteht aus ausgeschnittenen Buchstaben und ist speziell auf das Legen von Wörtern ausgerichtet. Die Konsonanten wurden dabei blau, die Vokale hingegen rot gefärbt.[14]

Sobald das Kind die Sprache entdeckt, wird es sich ihrer bewusst und fördert ihre Richtigkeit. Das Schreiben kommt ganz von allein. Es stellt sich wie beim Spracherwerb von Neugeborenen dar: Die Kinder könnten schon schreiben ( sie verstehen schon Geschriebenes), aber es tritt erst hervor, wenn sie wirklich bereit dazu sind. Die Übungen befähigen sie dazu, gleich zu schreiben, ohne dass sie frustriert sein würden, weil sie noch nicht die Geschicklichkeit besäßen.
Durch das Schreiben entdecken die Kinder eine neue Welt, so stoßen sie z.B. auf das Geheimnis der Schrift: man kann jemandem etwas mitteilen ohne zu sprechen. Der Sinn des Lesens und Schreibens wird erkannt.
Hier zwei Ãœbungen, die die Kinder lieben:

Ø Die Leseröllchen: Die Kinder ziehen aus einem Korb mit Papierröllchen eine heraus. Auf diesem Zettel ist ein Befehl geschrieben, den das Kind dann ausführen soll.

Ø Eine andere Übung ist es, wenn man eine Anzahl von Zeichnungen (meist aus der Natur) hat und dazu die entsprechenden Wörter auf kleinen Karten. Die Kinder sollen nun jeder Zeichnung den passenden Begriff zuordnen. Das hilft dem Kind wieder die Umwelt zu ordnen, da es die Blattform zwar kennen mag, aber den passenden Namen dazu eben noch nicht.[15]

Das Lesen wird gefördert, in dem es eine breite Auswahl an Büchern gibt, die sich das Kind selbstständig nehmen kann. Es wird darauf geachtet, dass die Literatur durchaus anspruchsvoll, aber verständlich ist. Gedichte werden sehr gern genommen.
Die Kinder lesen oft laut im Sitzkreis vor, oder erzählen von Erlebnissen, doch auch das stille Lesen darf nicht zu kurz kommen. Das Auge muss dem Mund immer voraus sein. Dies lässt sich am besten beim stillen Lesen üben.[16]
Auch die Grammatik wird bereits eingeführt. Wortsymbole helfen den Kindern Wörter einer Gruppe zuzuordnen. Dies kann wie folgt geübt werden:
Es stehen drei Wortfolgen da:

die rote Blume

die blaue Blume

die gelbe Blume

Ãœber den Artikel wird ein kleines ▲ gesetzt. Ãœber die Adjektive wird ein kleines ▲ gesetzt. Schließlich wird über das Subjektiv ein großes ▲ gesetzt. So erhält jedes Wort sein Symbol. Die Kinder erkennen die Unterschiedlichkeit der Wörter und können die Sprache ordnen.
Mit diesen Wortsymbolen können auch die Texte von Dichtern, oder eigene Gedichte untersucht werden.[17]

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[14] Vgl. Helming, H.: Montessori-Pädagogik. S.106- 107.

[15] Vgl. Ebd.

[16] Vgl. Ebd. S. 111.

[17] Vgl. Ebd. S.113.
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