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Leistungskontrollen in der Schule

4. Die Messung von Leistung

Zur Leistungsbeurteilung müssen unterschiedliche Leistungsniveaus bestehen. Diese können sowohl intrapersonal als auch interpersonal gestaltet sein. Wenn alle gleich wären und keine eigene Leistungssteigerung möglich wäre, wäre die Messung von Leistung sinnlos.
Leistung wird nun am Erfüllungsgrad einer Aufgabe gemessen. Dabei ist aber der gleiche Erfüllungsgrad nicht immer mit einer gleichen Beurteilung behaftet. Das Alter oder die Schulform spielen bei dieser Bewertung eine entscheidende Rolle.[24] So könnten z. B. ein 6 jähriger und ein 8 jähriger Schüler eine Mathearbeit gleich bearbeiten, jedoch würde der 6 jährige eine bessere Beurteilung seiner Leistung erfahren, als der 8 jährige, obwohl die Ergebnisse identisch sein können.

Leistung wird also immer als Ergebnis einer Arbeit in Relation zu einem Gütemaßstab gesehen. Dabei besitzt dieser Maßstab keine allgemeine Gültigkeit, sondern ist immer von Bezugsnormen abhängig. [25]

Beim Messen von Leistung unterscheidet man zwischen drei Bezugsnormen:

1. sachliche Bezugsnorm: hier wird betrachtet, ob der beabsichtigte Effekt zu Stande gekommen ist, oder nicht. Schafft es der Junge auf der Mauer zu balancieren, oder fällt er runter?

2. individuelle Bezugsnorm: hier ist die Steigerung der eigenen Tüchtigkeit gemeint. Kann man die eigenen Weitsprung Ergebnisse toppen, oder ist man schlechter als sonst?

3. soziale Bezugsnorm: dabei werden die Ergebnisse anderer zum Vergleich mit dem eigenen Ergebnis herangezogen. Wenn man in der Schule eine 3 schreibt ist es z.B. ein gutes Ergebnis, wenn alle anderen 5en und 6en geschrieben haben, aber nicht wenn alle sonst eine 1 haben.[26]

Meist herrscht in der Vorschulzeit die sachliche und die individuelle Bezugsnorm vor. In der Schule gewinnt dann die soziale Bezugsnorm an Gewicht, da die Altershomogenität und die Notengebung einen Vergleich der Kinder untereinander provoziert. In Altersheterogenen Klassen würde ein Sechsjähriger nicht auf die Idee kommen, seine eigene Leistung mit der eines Neunjährigen zu vergleichen, da ein Leistungsunterschied auf der Hand läge. In der späteren Jugend wird dann die soziale Bezugsnorm wieder durch die individuelle ergänzt.
Jede dieser Bezugsnormen hat Vor und Nachteile und kann, um ein realistisches Bild seiner Fähigkeiten zu bekommen, nicht einzeln angewendet werden.[27]

Nun stellt sich hier die Frage, wie verlässlich aber so eine Leistungsbeurteilung ist, wenn es so viele instabile Faktoren gibt, auf denen die Messung von Leistung begründet ist.
Bei der Beurteilung von Leistung entsteht immer eine Mischung aus objektiver Leistung und subjektiver Beurteilung.
Eine rein sachliche Bezugsnorm ist fast nicht anwendbar. Es entsteht immer eine Kombination aus tatsächlicher Leistung und ihrer Beobachtung.[28]

Die häufigste Urteilsverzerrung entsteht durch den Halo-Effekt (Thorndike, 1920).[29]
Damit ist gemeint, dass ein Urteiler immer einen eher guten oder eher schlechten Eindruck von einer Person hat. Diese Einschätzung färbt dann auch die Leistungsbeurteilung ein.
Es wurden sogar Trainingsprogramme entwickelt, die diesen Effekt wegtrainieren sollten. Das Resultat war dabei allerdings, dass die Personen dazu neigten, die Leistungen insgesamt niedriger einzustufen. [30]
Ob dies nun eine neutralere Beurteilung darstellt, ist auch fraglich. Eine gewisse Verzerrung bei der Beurteilung von Leistung ist unumgänglich.
Durch zentralisierte Leistungskontrollen versucht man hier nun eine möglichst neutrale und objektive Messeinheit zu schaffen, die unabhängig ist und von Außen kommt.[31]

Zusammenfassend lassen sich die Ziele von Leistungskontrollen wie folgt aufführen:

1. sie stellen klare Ziele dar

2. sie sollen leistungsfördernd wirken

3. sie ermöglichen den gezielten Einsatz von Förderungsmöglichkeiten

4. es kann Defiziten frühzeitig entgegengewirkt werden

5. zentrale Leistungsüberprüfungen stellen eine objektive Maßeinheit dar

Dies sind durchaus begrüßenswerte Eigenschaften, die Leistungskontrollen mit sich bringen. Voraussetzung für diesen positiven Aspekt ist jedoch, dass Leistungskontrollen auch richtig eingesetzt werden. Wenn dies nicht der Fall ist, kann das Gegenteil des erwünschten Ergebnisses erreicht werden. Dies soll im folgenden Kapitel genauer beleuchtet werden.

[24] Vgl. Lohaus, 1998.

[25] Vgl. Schröder, 1980.

[26] Vgl. Rheinberg, 2002.

[27] Vgl. Ebd.

[28] Vgl. Lohaus, 1998.

[29] Vgl. Ebd.

[30] Vgl. Lohaus, 1998.

[31] Vgl. http://www.wdr5.de/sendungen/morgenecho/404477.phtml?print=1&i=1, (02.12.04).
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