Stress

Stress - Grundlagen, Auslöser und Bewältigungsmöglichkeiten

6. Stressbewältigung

Es gibt viele Möglichkeiten mit Stress umzugehen, um der stressauslösenden Situation entgegenzuwirken.
In den Befragungsbögen wurden auch Formen der Stressbewältigung genannt, welche die Befragten eher intuitiv durchführten. Dazu gehörten Aktivitäten wie Sport treiben, spazieren gehen oder essen. Auch in vielen Frauenzeitschrift findet sich von Zeit zu Zeit ein kleines Extraheft, in dem Tipps für den Umgang mit Stress vorgestellt werden.
Vorschläge hierzu sind dann zum Beispiel, das Schritttempo bewusst zu variieren. Hilfreich kann es auch sein, bei jedem Hinsetzen tief auszuatmen oder es werden einfache Gymnastikübungen für die Mittagspause vorgestellt. Dazu wird z.B. geraten, bei jedem Durchschreiten einer Tür den Versuch zu machen, die beiden seitlichen Türpfosten wegzudrücken.[1]
Sicherlich können auch solche kleinen Interventionen im Moment des akuten Stresses hilfreich sein, da z.B. durch Bewegung der Spannungszustand im Körper abgebaut werden kann. Das Adrenalin wird dadurch abgebaut und Verspannungen lösen sich.[2]
Selbst eine Aktivität wie Essen kann in der Tat zu einer Verbesserung des Wohlbefindens führen, da durch die Nahrungsaufnahme der Parasympatikus (Teil des vegetativen Nervensystems) angeregt wird, welcher neben den Verdauungsorganen auch andere Bereiche des Körpers beeinflusst. Der Parasympatikus ist generell für die entspannenden Vorgänge im Körper verantwortlich, so dass z.B. auch die Herzfrequenz und der Blutdruck absinkt.[3]

Ich möchte mich jedoch in diesem Kapitel mit Formen der Stressbewältigung befassen, die auf eine dauerhafte Veränderung im Umgang mit stressauslösenden Situationen abzielen.
In den letzten Jahren gewinnen Stressbewältigungsprogramme immer mehr an Bedeutung.
Es gibt ein sehr großes Angebot: Kliniken, Krankenkassen, Unternehmen, aber auch viele private Anbieter führen Stressbewältigungstrainings durch. Der Gedanke, der dahinter steht, ist jedoch sehr verschieden. Unternehmen versprechen sich von einer solchen Maßnahme eine Steigerung der Arbeitsproduktivität ihrer Angestellten. Kliniken wollen stressbedingte Krankheiten heilen und Krankenkassen versuchen mittels dieser Präventivmaßnahmen, die Kosten zu senken.
Auch wenn sich jeder Anbieter etwas anderes von den Stressbewältigungsprogrammen verspricht, haben sie alle doch eins gemeinsam: Zuerst wollen sie alle mit dem Einsatz von Stressbewältigungstrainings die Lebensqualität der Teilnehmer erhöhen und das Stresserleben reduzieren.
Stressbewältigungsprogramme werden also von verschiedenen Institutionen mit verschiedenen Zielsetzungen durchgeführt.
Es muss generell zu Stressbewältigungsmaßnahmen gesagt werden, dass ein gezieltes Training zur Stressbewältigung schwierig ist, da die Ursachen von Stress sehr individuell sind und von vielerlei Faktoren beeinflusst werden. Somit besteht leicht die Gefahr, dass in Stressbewältigungstrainings der Schwerpunkt zu sehr auf die Bekämpfung der Stresssymptome gelegt wird und dabei die Ursachen zu weit in den Hintergrund rücken.
Ein Stressbewältigungsprogramm steht immer zwischen den beiden Polen der starken Vereinheitlichung, damit das Trainingsangebot für alle Teilnehmer von Nutzen sein kann und gleichzeitig dem Bemühen um Individualisierung, damit nicht nur Symptome, sondern auch Ursachen von Stresserleben angegangen werden können.

Man unterscheidet grundlegend zwischen zwei Bewältigungsstrategien:

1. Veränderung der Persönlichkeits- und Situationsmerkmale

2. Veränderung der physiologischen und emotionalen Folgen[4]

Angestrebt werden in der Regel Veränderungen von situativen und personalen Merkmalen, da sie eine dauerhafte Verbesserung des Umgangs mit Stressoren mit sich bringen können.
Situative Merkmale können z.B. die Bedingungen am Arbeitsplatz oder die Arbeitsaufteilung innerhalb der Familie sein.
Ein personales Merkmal wäre hier z.B. die Stressempfindlichkeit der Teilnehmer.[5]
Es wird meist versucht, ein Gleichgewicht zwischen den beiden Methoden zu finden. So ist es sinnvoll, wenn sich in einem Training Phasen der Problemlösung und Phasen der Entspannung, der Erholung und Ablenkung abwechseln.[6]
Allerdings kann auch eine längerfristig angewendete Entspannungs- oder Ablenkungsstrategie die persönlichen Merkmale so verändern, wenn die Strategie verinnerlicht wurde, dass dies auch dauerhaft Einfluss auf den Umgang mit Stressoren haben kann.
Stressbewältigungsprogramme sind in ihrer Form oft unterschiedlich, so dass die folgenden Angaben nur eine sehr grobe Orientierung bieten können. Meistens werden Stressbewältigungstrainings in kleineren Gruppen durchgeführt, was eine Teilnehmerzahl von ca. 6 – 15 umfassen würde.
Die Sitzungsanzahl ist häufig auf etwa 12 Sitzungen begrenzt, wobei für eine Sitzung oft 1 bis 2 Stunden eingeplant werden.
Auch der Abstand der Sitzungen ist von Programm zu Programm unterschiedlich, jedoch dauert ein Training nur sehr selten länger als 6-8 Monate.[7]
Der Vorteil an der Durchführung des Trainings in einer Gruppe ist, dass durch die soziale Unterstützung der Umgang mit Stress erleichtert wird. Es wird dadurch die Stressanfälligkeit verringert und somit eine Art Puffer gebildet.[8]
So können in der Gruppe

* Gefühle der Zugehörigkeit, des „Akzeptiertwerdens“ und der Geborgenheit
* Gelegenheiten zur Beobachtung, Nachahmung und sozialer Verstärkung
* Erfahrungen der Universalität menschlicher Probleme
* und informationelle Unterstützungen (Tipps)

entstehen.[9]

[1] Vgl. Selye & Kerner, 1973.

[2] Vgl. http://www.iai-bochum.de/lifestylemanagement/files/stress%20im%20alltag.pdf (15.11.04)

[3] Vgl. http:// www.beikost.de/stress.html (14.01.05).

[4] Vgl. Kaluza, Basler & Heinrich, 1988.

[5] Vgl. Meichenbaum, 1979.

[6] Vgl. Kaluza, Basler & Heinrich, 1988.

[7] Vgl. Meichenbaum, 1991.

[8] Vgl. Cohen & McKay, 1983, nach Zimbardo & Gerring, 2004.

[9] Vgl. Zimbardo, 2004.
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